Bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen? ✅ 5 Case Study‘s

Gewinne wann realisieren

Bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen? Diese Frage haben Sie sich als Trader oder Investor sicher schon oft gestellt. Nun muss man zunächst verstehen, dass man eine Antwort auf diese Frage nur dann geben kann, wenn man das Thema faktenbasiert angeht.

Denn eine Meinung hilft und hier wenig, auch wenn der eine oder andere an dieser Stelle vielleicht eine gewisse Sympathie für einen Prozentwert hegen mag. Fragen wir also die Statistik – und klären wir vorher noch rasch ab, unter welchen Rahmenbedingungen wir diese Frage überhaupt stellen und dann beantworten können.

Aktien kaufen und verkaufen

Bevor wir uns nämlich fragen können, wie viel Prozent Gewinn einen Verkauf nachen, müssen wir uns mit der Frage beschäftigen, wann wir Aktien überhaupt kaufen. 

Hier soll es nun nicht um exakte Regeln für den Kauf gehen sondern vielmehr um die grundsätzliche Ausrichtung eines Trading Systems. Warum das wichtig ist, werden wir später gleich sehen.

Die Grundausrichtung einer Trading Strategie

Trading Systeme kann man von der Handelstechnik her in drei Kategorien einteilen. Und diese drei Kategorien beeinflussen so ziemlich alles, worum es im Trading geht. 

Unter anderem wären das Punkte wie

  • Haltedauer
  • Exit Arten
  • Risikomangegement
  • Asset Allocation
  • Gewinnerwartung
  • Volatilität
  • Korrelation zur Benchmark (Gesamtmarkt) uvm.
Trading Plan

Wie wir später nämlich gleich sehen werden, kann man – je nach Wahl der Grundausrichtung – weniger oder mehr Performance mit einer Variante erzielen als mit der anderen. Ebenso hängt die ungefähre Behaltedauer mit der Grundausrichtung zusammen. Und darüber hinaus die zu erwartende Volatilität, um nur drei von zahlreichen Punkte herauszupicken.

Sehen wir uns diese Grundausrichtungen nun etwas genauer an, um dann die Frage „Bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen“ anhand belastbarer Fakten zu beantworten.

Trendfolge

Ein Trendfolge Modell kauft Stärke. Da es bei Long Trades offensichtlicher wird, wie die weitere Differenzierung ausfällt, bleiben wir eben bei dieser Handelsrichtung. 

Ein long Trendfolge Modell kauft also starke Aktien, die Gewinner der letzten Tage (gilt auch für jede andere Zeiteinheit). Naturgemäß beträgt die Haltedauer dieser Trendfolge Modelle in der Regel zahlreiche Bars oder Tage, wenn nicht Wochen oder Monate.

Breakout

Ein Break Out Modell kauft ebenso Stärke. Nur findet dieser Stärke in der Nähe eines Widerstandes statt. Oder einer runden Kursmarke. Der Breakout (Ausbruchs-Strategie) ist der Trendfolge vom Wesen her ähnlich, nur wird die Haltedauer auf wenige Tage (Bars) in vielen Fällen reduziert.

Reversion

Ein Reversions-System kauft Schwäche. Es greift ins fallende Messer, da es keine Zeit hat zu warten. Wartet man zu lange, ist nämlich die Schwäche vorüber. Genau deshalb ist ein Reversions-System nur wenige Tage (Bars) positioniert.

Abwärtstrend Stufenförmig

Der passende Ausstieg

Nun mag es einen erfahrenen Trader nicht verwundern, dass jede der drei Varianten mit den unterschiedlichsten Ausstiegs-Logiken anders auskommt. Beginner machen an dieser Stelle gerne den Fehler, dass sie diesen Umstand viel zu wenig beachten. 

Doch die Unterschiede liegen nicht nur in der Behaltedauer sondern ziehen sich auch noch durch andere Teil-Aspekte bei den Exit Regeln.

Der richtige Ausstieg, und hier vor allem die Frage, bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen, hängt also stark mit der gewählten Grundausrichtung zusammen. 

Deshalb, und weil wir, wenn wir den Ausstieg mit einer Case Study untermauern, und wir natürlich zur Prüfung der Exits einen gut gewählten Einstieg benötigen, haben wir diese Grundausrichtungen hier überhaupt präsentiert.

Mit diesem Wissen ausgestattet machen wir uns nun an die Case Study‘s.

Case Study Prozent Kursziele

Wenn wir die Frage, bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen, stellen, fragen wir eigentlich nach einem klug gewählten Kursziel. Daher müssen wir zunächst wissen, ob ein Kursziel überhaupt eine kluge Wahl ist. 

Bevor wir also prüfen, ob wir bei 3% oder bei 15% aussteigen, schauen wir, welche Rendite wir gänzlich ohne Kursziel erwirtschaften. 

Wir testen daher ein simples Reversions-System (siehe oben) – zunächst ohne Prozent Kursziel und beenden den Trade einfach nach einer bestimmen Anzahl von Tagen (Zeit Ausstieg oder Zeit Stopp).

Die allgemeinen Case Study Parameter

Wir verwenden für diesen Backtest (Case Study) folgende Meta Parameter:

  • System Type: Reversion
  • Time frame: daily (end of day)
  • Entry Type: Market (on open)
  • Exit Type: Market (on open)
  • Exit: Time Based (Zeitausstieg)
  • Holding Period: 10
  • Position Size: 10% of Equity
  • Portfolio: S&P 100
  • Leverage (Hebel): 1
  • Data Range: Januar 2000 – 30. September 2020

Case Study 1

Wenn wir also ein Reversions-System auf die Aktien des S&P 100 loslassen, und die Trades mittels einfachem Zeitausstieg nach 10 Tagen Behaltedauer beenden, kommen wir auf folgende Testergebnisse.

Eine jährliche (ungehebelte) Rendite von ca. 13% per Anno ist bereits ganz ansehnlich. Doch diese gute Rendite verdanken wir wohl weniger dem simplen Zeitausstieg sondern vielmehr einer guten Einstiegs-Regel.

Wie auch immer haben wir damit eine Benchmark (13%), die es nun mit der Wahl eines klugen Kursziels zu schlagen gilt. Denn wir rufen in Erinnerung, dass es hier um folgende Frage geht: Bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen? Und genau das prüfe wir jetzt.

Case Study 2

Was passiert nun also in Case Study 2, wenn wir ein Kursziel von 5% hinzufügen? Wir verkaufen also immer noch nach 10 Tagen, aber wir verkaufen noch zusätzlich davor, wenn der Kurs innerhalb dieser 10 Tage das 5% Gewinnziel erreicht. Es sind also zwei Exit Bedingungen, die mit einer entweder/oder Verbindung verknüpft sind.

Die Ergebnisse zeigen sich wenig verändert. Wir konnten zwar eine leichte Verbesserung der Rendite auf 13.95% erzielen, aber wirklich signifikant ist dieser Unterschied nicht.

Bevor wir nun also jedes Prozent Kursziel und jede Kommastelle durchprobieren, nutzen wir eine Stärkte der Backtesting Programme (hier kommt Wealth Lab zur Anwendung). 

Wir verwenden den sogenannten Optimizer. Dieser prüft jeden Prozent Wert mit jeder Schrittweise. Genau so wie wir es vorgeben. Diese Einstellung sieht dann so aus.

Im Screenshot sehen wir, dass wir (rechts oben) 4 Werte zur Auswahl haben
  • Default: unsere Grundeinstellung von vorhin mit 5 Tagen
  • Start: wir beginnen die Optimierung bei 1% Kursziel
  • Stop: wir enden die Optimierung bei 30% Kursziel
  • Step: 1 – bedeutet, wir prüfen in Einser-Schritten, also 1,2,3 usw. bis wir bei 30 sind.

Unten links sehen wir, dass wir damit 3000 Backtests Läufe („Runs Required“) machen müssen, um 30 Möglichkeiten bei allen 100 Aktien des S&P 100 auszuprobieren (100 x 30 = 3.000). Welcher Prozentwert, welches Kursziel ist also am besten? Wir starten die Optimierung und in einer knappen Minute haben wir die Antwort.

Solange wir auf das Ergebnis warten: ist es nicht einfach und gleichzeitig faszinierend, wie rasch und einfach man viele Antworten im Trading erhält, die man ohne Backtest ein Leben lang vergeblich sucht?

Wie wollen sie nämlich ohne so eine Analyse die Frage beantworten, wo sie verkaufen? Richtig – es ist überhaupt nicht möglich, eine Antwort auf die Frage – bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen – zu geben, ohne mittels Backtest zu optimieren. Hier bekommen wir in einer Minute eine klare Antwort.

Case Study 3

So – nun sind unsere Ergebnisse auch schon da.

Die Grafik zeigt uns, dass die Kursziele in der folgenden Reihenfolge:
  1. 5% (18,10% Rendite p.A.)
  2. 1% (17,69% Rendite p.A.)
  3. 4% (16,73 % Rendite p.A.)

am besten abschneiden. Die Antwort ist also gegeben und sie ist mit Fakten untermauert. Aber was heißt dass denn nun genau? Muss oder soll ich jede Aktie nach 5%,1% oder 4% Gewinn wieder verkaufen? Nein – denn das Ergebnis führt uns wieder zu einigen anderen Fakten und Fragen.

Einstiegs-Logik

Wir müssen im Auge behalten, dass wir hier ein Reversions-System getestet haben. Bei einem Trendfolge System sieht die Sache wieder ganz anders aus. 

Es liegt schon in der Natur eines Trendfolge Systems, dass es länger positioniert bleibt. Ein 5% Kursziel, unser bester Wert von vorhin, macht dort überhaupt keinen Sinn. Denn mit so einem engen Kursziel traden wir dann ja alles mögliche nur keine Trendfolge…

Portfolio

Wir testen hier auf einem S&P 100 Portfolio. Damit haben wir es mit Blue Chips zu tun, die wir prüfen. Deren Volatilität unterscheidet sich beispielsweise von kleineren Nebenwerten deutlich. Die Wahl des Portfolios ist also ebenso wichtig, wenn es um die Frage des passenden Kurszieles geht.

Behaltedauer

Wir haben neben dem Kursziel von vorhin auch noch unseren Zeitausstieg nach 10 Tage gehabt. Diese Zeitausstieg ist grundsätzlich nicht der Allerbeste. Warum wir ihn dann angewendet hatten? Weil wir den Effekt des Kursziels zeigen wollten. Nicht den des optimalen Zeitausstieges.

Denn wenn wir beispielsweise mit 4 Tagen Behalte-Dauer und 5% Kursziel in den ersten Test gegangen wären, hätten Sie sich vielleicht gefragt, wie viele Trades denn in 4 Tagen 5% Gewinn machen würden und ob diese Parameter daher sinnvoll gewesen wären. Wir werden später sehen, dass dieser Einwand zu recht besteht. Aber dazu weiter unten.

Denn wir wollen hier keine Verwirrung stiften sondern welche schaffen. Daher zurück zum Start. Die nächste Case Study (4) ist so wie Case Study 1 aufgesetzt – ohne Kursziel und diesmal mit 4 Tagen Behaltedauer (statt 10 Tagen), weil das bei Reversionssystemen einfach (meist) besser funktioniert.

Case Study 4

Das ist jetzt überraschend, oder? Wenn wir nur 4 Tage im Trade bleiben statt 10 und gar kein Kursziel anwenden, kommen wir auf über 18% Rendite. Das ist ja mehr als wenn wir das beste Kursziel mit 10 Tagen Haltedauer kombinieren. Dort hatten wir maximal 18,10% Rendite pro Jahr mit einem 5% Kursziel erreicht.

Erinnern sie sich an die anfängliche Frage, dass wir eigentlich vorher prüfen sollten, ob ein Kursziel in Prozent überhaupt Sinn macht, bevor ich die exakte Prozentmarke teste? (Teste – nicht darüber nachdenke, denn mit nachdenken – das hatten wir schon – werden sie die Frage, wann sie ihre Aktien am besten verkaufen, nicht lösen).

Machen wir daher eine weitere Case Study. Diesmal mit der Kombination 4 Tage Behaltedauer und Kursziel. Alles andere bleibt wie oben beschrieben gleich. Was dann passiert wissen wir in einer Minute, die sie zum Glück nicht warten müssen, weil wir ihnen hier alles auf dem Silbertablett präsentieren.

Case Study 5

Mit dieser Kombination machen wir noch mehr Profit. Und ein Kursziel von 21% ist der Sieger mit der meisten Rendite. Bei einem Kursziel von 21% verdienen wir pro Jahr 20,82%. Das ist mehr als 2% Punkte höher als in Case Study 3 ohne Kursziel. Ist das jetzt endlich die Antwort auf die Frage: Bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen?

Leider müssen wir sie wieder enttäuschen. Nein. Denn wir müssen noch die statistische Relaevanz beachten. Wie viele Trades erreichen die 21% Kursziel überhaupt in den letzten 20 Jahren? Wenn es nämlich zu wenige sind, ist das Ergebnis unter Umständen nicht sehr aussagekräftig. Dazu blicken wir in die gesamte Trade Datenbank mit mehr als 12.000 Einzel-Trades.

Achten Sie dazu auf die Spalte „Exit Group“. Group 1 wird dann angezeigt, wenn der Zeitausstieg zur Anwendung gekommen ist. Group 2, wenn es das Kursziel von 21% war. Nun sehen wir in der Auflistung sehr häufig Group 2. Allerdings haben wir nach dieser Spalte absteigend sortiert. Daher sind alle Einträge mit Group 2 ganz oben aufgelistet.

Wir haben die Anzahl der Kursziel Ausstiege mit 21% aber für sie gezählt. Von genau 12.283 Trades, die in den letzten mehr als 20 Jahren mit dieser Trading Strategie gemacht wurden, wurden exakt 44 mit Kursziel 21% beendet. Das sind grob geschätzt 0.3%. Wir haben den ersten Trade, der mit Zeitausstieg beendet wurde, blau markiert.

Achten Sie auf den Schieberegler ganz rechts. Der steht ganz oben, was uns zeigt, dass die überwältigende Mehrheit aller Trades (nämlich mehr als 12.200) nicht mit dem Kursziel sondern mit Zeitausstieg (nämlich Group 1) beendet wurden.

Was bedeutet das in der Praxis?

Es bedeutet, dass das Kursziel zwar unter dem Strich einen kleinen Performance Schub bringt, die Anzahl der Trades mit Kursziel aber zu wenig ist (44 von 12.283) als dass man dieses Ergebnis als stabil (oder einfacher ausgedrückt – als verlässlich) bezeichnen könnte.

Die Ergebnisse sind nicht aussagekräftig und damit sind sie auch sehr Zufalls-behaftet. Wir würden uns daher nicht darauf verlassen, dass ein 21% Kursziel wirklich die beste Exit-Logik darstellt. Etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: das Ergebnis ist statistisch nicht relevant. Bleibt die Frage, bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen, also unbeantwortet? Jein.

Fazit

Natürlich muss man im Rahmen einer Trading System Entwicklung auch die Frage beantworten, wann man Aktien verkauft. Genauso wie ein guter Einstieg gehört auch ein guter Ausstieg zu einem Trading Regelwerk, und vieles andere mehr. Aber man muss die richtigen Fragen stellen.

Die Frage lautet also nicht, bei wie viel Prozent man Aktien verkauft sondern wann man Aktien verkauft. Warum auf einen Prozent Wert versteifen? Vielleicht ist die ATR besser geeignet, um den optimalen Verkaufszeitpunkt zu bestimmen? Oder ein Indikator?

In jedem Fall spielen hier Faktoren wie der gewählte Einstieg und damit die Grundausrichtung eines Trading Systems eine ebenso große Rolle wie die Wahl des Portfolios und einiges mehr. Und wenn wir über die Aktien Märkte hinaus denken, beispielsweise an Währungspaare, werden die Karten überhaupt neu gemischt.

Ein Deckel passt nicht auf jeden Topf. Gleiches gilt auch für die Kursziele mit der damit verbundenen Frage: Bei wieviel Prozent Gewinn Aktien verkaufen? Eine pauschal richtige Antwort gibt es nicht, wie wir in den Case Studys eindrucksvoll zeigen konnten.

Trotzdem kennen sie nun die Antwort auf die Eingangs erwähnte Frage, auch wenn sie etwas anders ausgefallen sein mag, als sie es erwartet hatten, als sie diesen Artikel zu lesen begannen.

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