Ich bin seit fast 20 Jahren an der Börse aktiv und habe viel gesehen und erlebt. Seit mehr als 10 Jahren bin ich nun selbständig und habe damit das sichere Angestellten Dasein verlassen, um an der Börse erfolgreich durchzustarten. Daher sehe ich mich als Vollblut – Unternehmer und dementsprechend bin ich in diversen Entrepreneur Communitys unterwegs, wo sich Selbständige, Freiberufler und andere Unternehmer austauschen und sich gegenseitig helfen.
In einer solchen Facebook Gruppe las ich kürzlich einen interessanten Thread über die EINE Frage. Sie lautete: welchen EINEN Rat würdet ihr einem Jungunternehmer geben, der sein Business gerade hochzieht? Die Resonanz auf diese Frage war enorm. Und die Antworten waren vielfältig. Es wurde gute Fachliteratur empfohlen, ebenso gute Steuerberater, spezifische Branchentipps und eben die Sache mit den Mentoren, auf die ich hier in diesem Blog näher eingehen will.
Da der Ratschlag, sich von Anfang an einen guten Coach oder Mentor zu suchen, doch recht häufig in der Unternehmer Gruppe genannt wurde, wurde ich stutzig. Begründet wurde dieser Rat damit, dass man Zeit und Geld sparen würde, wenn man sich an jemanden hält, der alles schon miterlebt hat und der einem daher so manchen Umweg erspart. Klingt logisch, oder?
Nun bin ich auch Börsianer mit Leib und Seele. Ich bin daher auch in zahlreichen Börsengruppen mit dabei und versuche dort, Input zu geben und anderen zu helfen. Nun gilt der Börsenhandel als eines der schwierigsten Geschäfte der Welt. Man muss bedenken, dass es zig tausende institutionelle Marktteilnehmer gibt, die alle nur eines im Sinne haben: an der Börse Geld verdienen. Dazu stehen ihnen – im Vergleich zu einem Privatanleger – nahezu unendliche Ressourcen zur Verfügung. Sei es hinsichtlich (hoch-qualifizierten) Personals, hinsichtlich Technik und/oder hinsichtlich des Geldes. Und genau mit diesen Leuten misst sich ein Privatanleger bei jedem einzelnen Börsengeschäft. Auch wenn ihr also daheim alleine vor eurem Rechner sitzt und tradet, habt ihr im gleichen Moment hunderte wenn nicht tausende Gegner. Die haben mehr Mittel als ihr und daher vermutlich einen entscheidenden Vorteil. Das bedeutet aber nicht, die Flinte ins Korn zu werfen sondern bloß, die Börse nicht zu unterschätzen.
Ich habe mein Börsenbusiness immer als Unternehmen gesehen. Und zwar schon zu einer Zeit, als ich noch gar nicht selbständig war sondern nur für mich gehandelt hatte. Und nun sollte man meinen, dass auch alle anderen Anleger so denken, doch dem scheint nicht so zu sein. Denn nicht anders ist es zu erklären, warum die Einstellung oder die Akzeptanz von Mentoren unter privaten Anlegern und Tradern gegen Null tendiert. Ganz hart formuliert herrscht die Grundhaltung: „Mir braucht niemand etwas sagen. Ich kann alles besser und brauche keine Ratschläge. Dieser Börsencoach will mir nur das Geld aus der Tasche ziehen – oder schlimmer: er will mich übers Ohr hauen.“
Natürlich war das etwas hart formuliert, aber sinngemäß geht das schon in die richtige Richtung. Warum ist das so? Warum werden Menschen, die an der Börse im Bereich Education tätig sind, von vornherein (häufig) schief angeschaut oder verurteilt? Ich selbst biete auch Ausbildungsmodule, Coachings oder Seminare an. Natürlich würde ich nie von mir behaupten, ein Experte zu sein. Das wäre anmaßend. Andererseits habe ich mit einigen anderen klugen Menschen den weltweit ersten Aktien Robo Advisor gegründet, an mehreren deutschen Universitäten über Aktien vorgetragen und einige Börsenbuch Bestseller geschrieben. Ich traue mir also zu sagen, dass ich schon ein wenig Ahnung habe von dem, was ich tue. Weil ich es täglich mache und weil ich es sehr gerne tue. Und weil ich gerne unterrichte und lehre. Schon seit mehr als 20 Jahren, denn auch in der Versicherung, der Branche aus der ich eigentlich komme, war es meine Aufgabe, Produktschulungen zu konzipieren und selbst vorzutragen. Muss ich deswegen ein schlechtes Gewissen habe, weil ich nebenbei, wenn mir Zeit bleibt, Börsenausbildungen und Mentorship anbiete?
Aber zurück zum Misstrauen von Privatanlegern hinsichtlich eines Börsencoach. Wo kommt das her? Ist es eine regionale Sache? Ist man im deutschen Sprachraum besonders kritisch oder skeptisch, wenn es um Geld-Themen im Allgemeinen geht? Vermutlich haben wir hier ein erstes Puzzelsteinchen gefunden, denn in der Tat ist das Thema „Financial Education“ in den USA zum Beispiel viel breiter aufgestellt und gesellschaftlich deutlich mehr akzeptiert als hierzulande. Aber das ist nicht alles.
Beim Thema Geld tickt der Mitteleuropäer anders als der Engländer oder Amerikaner. Während man dort stolz darauf ist, wenn man Erfolg hat, muss man sich hier oft schon schämen, wenn man gut verdient oder erfolgreich ist. Bekannte Börsenpersönlichkeiten können davon ein Lied singen.
Gerade Fondsmanager, die medial tätig sind, bekommen oft die öffentliche Häme hierzulande sehr stark zu spüren. Sind sie in der Öffentlichkeit tätig und ihr Fonds läuft gerade mal nicht so, wird diese Person mit Spott und Hohn geradezu übergossen. Doch gerade Privatanleger sollten vorsichtig mit solcher Kritik sein, denn eine jüngste Studie der EMA zeigt, dass 80% der privaten Trader regelmäßg Geld verlieren. Und weiter gedacht ist jeder Anlageprozess langfristig zu betrachten. Auch wenn manche Strategien an der Börse kurzfristig agieren – die Ergebnisse, die sie produzieren, müssen immer über einen längeren Anlagehorizont von zumindest 5 Jahren beurteilt werden. Es sagt hingegen überhaupt nichts aus, ob eine Strategie zum Beispiel mal ein paar Monate lang nicht funktioniert. Interessant, oder?
Gehen wir nun anders an die Sache ran und versuchen wir zu verstehen, warum die Skepsis im Bereich Finanzielle Bildung hierzulande so groß ist. Wird Schindluder getrieben? Gibt es Betrüger in diesem Geschäftsfeld. Zweimal lautet die Antwort: ja – mit Sicherheit. Allerdings denke ich nicht, dass es mehr Betrug als anderswo gibt. Es gibt drei große Märkte im Education Bereich. Beziehungen, Gesundheit&Fitness, Finanzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es beispielsweise im Bereich Aktien mehr schwarze Schafe gibt als vielleicht bei Diäten. Trotzdem denke ich, wird im Fitness Bereich die Ablehnung nicht von Beginn weg so hoch sein wie an der Börse.
Es könnte aber noch an etwas anderem liegen. Am Beweis des Könnens. Sicher kann heute jeder von sich behaupten, ein Experte zu sein. Facebook und You Tube sind voll von Möchtegern-Aktien- und Trading Experten. Aber auch von Diät und Beziehungs-Gurus. Ein Fitness Experte hat es etwas einfacher als ein Aktien Experte. Man darf annehmen, dass jemand, der einen guten Körper hat, weiß, wovon er beim Thema Fitness spricht. Natürlich sagt es nichts darüber aus, ob er auch ein guter Coach ist aber den „proof of concept“ hat er wohl erbracht.
Und ein Börsecoach? Er kann seine Performance veröffentlichen. Manche tun das auch. Aber reicht das? Und wie beurteilt man die Performance überhaupt? Wenn man weiß, wie der Hase läuft, dann weiß man auch, dass manche Börsencoaches hier in die Trickkiste greifen und beispielsweise mehrere Konten führen. Um dann letztlich jenes Konto herzuzeigen, das am besten funktioniert hat. Die Performance alleine wird es also nicht richten. Doch wo setzt man an? Lest bitte weiter.
Vermutlich ist die Skepsis also zum Teil hausgemacht. Weil es schwarze Schafe gibt, die Ahnungslose abzocken wollen. Ob es mehr unlautere Methoden als in anderen Branchen gibt weiß ich nicht, denke aber, dass es hier keine signifikanten Unterschiede geben wird. Wie kann man also herausfinden, ob ein Börsencoach wirklich Ahnung hat? Sicher anhand seiner Vita. Wenn jemand beispielsweise schon viele Jahre an der Börse aktiv ist, zeigt das von Können, Erfahrung und Durchhaltevermögen. Die Eintagsfliegen hingegen …
Wenn jemand – noch besser – in der Finanzbranche aktiv ist oder war, beispielsweise als Vermögensberater, in einer Bank oder als Fondsmanager – auch das spricht für diese Person. Haltet euch daher an Leute mit viel Erfahrung, die schon lange mit Aktien & Co handeln und die idealerweise einen institutionellen Background haben. Und die – das wäre nun das Optimum – auch gute Mentoren oder Coaches sind und die gelernt haben, zu lehren.
Besprechen wir an dieser Stelle gleich noch einen Vorwurf, der oft beim Thema Finanzen genannt wird. Im Prinzip geht es darum, dass manche sagen, dass es ein guter Börsenhändler nicht nötig hat zu unterrichten. Doch was heißt „nötig haben“? Vielleicht macht er es ja gerne? Vielleicht will er sich etwas dazuverdienen? Vielleicht arbeitet er einfach gerne mit Menschen? Vielleicht will er nur anderen helfen? – es soll ja Menschen geben die das gerne tun. Wenn man so denkt dann wäre doch jeder Fachlehrer ein Schwindler, der nur deswegen Schulungen macht, weil er sein eigentliches Fachthema gar nicht beherrscht. Das ist – mit Verlaub – lächerlich und ich denke darüber hinaus nicht, dass man dermaßen pauschale Urteile fällen sollte.
Aber kommen wir nochmals zum proof of concept zurück. Denn es gibt schon eine Möglichkeit, einen wahren Experten zu erkennen und von einem Scharlatan zu unterscheiden. Dazu müssen wir uns ansehen, wie die meisten Marktteilnehmer agieren. Sie glauben, dieses oder jenes wird geschehen. Sie beurteilen Unternehmen mit verschiedenen Methoden, um sich dann für oder gegen einen Aktien Kauf zu entscheiden. Hier spielt es eine große Rolle, was die Zukunft bringen wird. Doch die Zukunft ist uns allen unbekannt. Einem Spitzen Fondsmanager genauso wie Lieschen Müller, die ihr Erspartes an den Börsen anlegen will. Und das ist die Krux an der Sache: beim Herumraten, was geschehen könnte, hat niemand einen echten Vorteil. Beim Finden und Auswerten von Fakten schon.
Daher solltest du dich an Experten halten, die dir zeigen, wie man mit Fakten an der Börse erfolgreich wird. Denn alles andere ist eben nicht spezifizierbar, nicht einzuordnen, nicht zu duplizieren. Eben nicht handfest. Ich lehre meinen Klienten ständig, dass es nicht entscheidend ist, herumzuraten, was geschehen könnte sonder richtig zu interpretieren, was geschehen ist. Sicher wiederholt sich die Vergangenheit nicht 1:1. Aber sie reimt sich und das genügt, und wenn man das einmal wirklich verstanden hat, öffnen sich neue Wege und Türen.
Ziehen wir ein Fazit: ein Privatanleger kann es mit Sicherheit auf eigene Faust und ohne fremde Hilfe schaffen, an der Börse erfolgreich zu werden. Aber es wird einige Jahren dauern, hohe Anfangsverluste (Investitionen) mit sich bringen und mental eine große Herausforderung werden. Ich habe zum Beispiel die ersten Schritte (Jahre) an der Börse alleine gemacht, bis ich mir ein gewisses Basiswissen angeeignet hatte. Aber es war teuer und langwierig. Es gab dann aber einen Punkt, wo ich alleine nicht mehr weiter kam. Zum Glück fand ich damals einige Mentoren, die mich an die Hand nahmen und mir neue Wege aufzeigten. Ohne diese Mentoren wäre ich nicht da, wo ich heute angelangt bin. Ich war damals bereit, Hilfe anzunehmen. Für diese Hilfe habe ich viel Geld ausgegeben. Ich habe es aber immer – wie ein Unternehmer – als Investition in mein Business gesehen. Und ich habe es hundertfach zurück bekommen. Niemand kann erwarten, dass man echtes Wissen geschenkt oder gratis bekommt. Sicher gibt es heute im Internet manches kostenlos – aber hochwertiges Börsenwissen gehört hier mit Sicherheit nicht dazu.
Ich kann daher jedem Privatanleger nur raten, sich einen guten Coach oder Mentor zu suchen, nachdem er sich ein gewisses Basiswissen angeeignet hat. So wie jedes vernünftige Unternehmen Berater engagiert, sollte es auch an der Börse laufen. Denn jeder Trader ist ein Unternehmer, das möchte ich nochmals in Erinnerung rufen. Ein guter Börsencoach wird euch viele leere Kilometer und viel Geld ersparen. Auch wenn eine solche Ausbildung nicht kostenlos sein wird.
In diesem Sinne wünsche ich euch viel Erfolg an der Börse, euer Thomas Vittner