Mustertrades – Trading Hilfe oder sinnlos und gefährlich?

Eine beim Traden lernen weit verbreitete Form der Ausbildung ist es, Trades – so genannte Mustertrades – anzusehen und oder diese zu besprechen. Jüngst sind wir sogar auf ein Webinar-Format eines Brokers gestoßen, der seinen Kunden anbietet, Trades „einzusenden“, damit diese von Experten in einem Live Webinar begutachtet werden können.

Es tut uns leid, aber wir sagen es hier gleich am Anfang mit aller Ehrlich- und Deutlichkeit: das ist Schwachsinn.

Warum wir diese deutliche Aussage treffen und sogar eine explizite Warnung aussprechen wollen, verraten wir in diesem Beitrag.

Trading auf der Meta Ebene verstehen

Nun hat sich wohl schon herumgesprochen, dass wir die Zukunft nicht kennen. Weder die Zukunft unseres Privatlebens noch die der Börse. Damit scheint es auf den ersten Blick auch verlorene Mühe, wenn man versucht, den richtigen Kauf- oder Verkaufszeitpunkt für seine Trades zu bestimmen. Denn wer weiß schon, was nach dem Entry oder nach dem Exit geschieht?

Wenn sie wirklich so denken, dann dürften sie kein Trader sein. Denn dann würde ja die ganze Analyse, die sie vor dem Trade machen, unnötig sein. Weiterhin würde es keinen Sinn machen, Trades, sobald sie beendet sind, nochmals Revue-passieren zu lassen. Sie also zu kontrollieren.

Teilweise ist es tatsächlich unnötig, auf diese Weise zu agieren, denn wie soll man etwas besser oder anders machen, wenn man während des Zeitpunktes der Aktion nicht wissen kann, ob man richtig agiert? So kommen wir also nicht weiter, denn wir drehen uns im Kreis.

Trading in der Rückschau

Trader müssen zuerst lernen, zurück zu blicken um in der Zukunft Erfolge zu haben. Denken wir darüber nach, wird uns bewusst, dass fast alle Entscheidungen, die wir im täglichen Leben treffen, aus unseren bisherigen Erfahrungen abgeleitet werden. 

Damit bauen sie auf Informationen (Daten) der Vergangenheit auf. Damit ist und bleibt die Vergangenheit unsere einzige Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, die dann in Zukunft hoffentlich rückblickend als richtig erachtet werden.

Das bringt uns wieder zurück zu den Mustertrades, die im Regelfall dazu dienen sollen, aus ihnen zu lernen. Doch beim Trading gibt es noch etwas wichtiges zu beachten, bevor wir darüber weiter sprechen.

Trading ist ein statistisches Problem

Statistik wird unter anderem so definiert: eine Wissenschaft von der zahlenmäßigen Erfassung und Auswertung von Massenerscheinungen.

Wie weit nun Massenerscheinungen von einem Mustertrade entfernt sind, kann in einfachen Worten gar nicht ausgedrückt werden. Im Prinzip ist das wie Sonne und Mond. Weniger gemein haben geht nicht. Versuchen wir es trotzdem: ein Mustertrade ist genau das Gegenteil davon, worum es beim Traden eigentlich geht.

Das einleitend angebotene Webinar des Brokers, bei dem man Trades einsenden kann, ist damit eine reine Show-Veranstaltung. Das wäre ja nicht weiter schlimm, denn auch Trader wollen unterhalten werden. Kritisch wird es dann, wenn man so etwas als Vorwand nutzt, um Menschen zu suggerieren, sie würden hier etwas lernen. Denn was soll man hier bitte lernen?

Was soll ein Experte dazu sagen, wenn er den abgeschlossenen Trade eines ihn unbekannten Traders mit einer unbekannten Strategie sieht? „Es wäre besser gewesen wenn…?“ Ja was „wenn“? 

Nachher weiß man es immer besser. Jeder – nicht nur der Experte. Trade Nachbesprechungen – egal in welchem Format – sind daher komplett sinnlos. Unterhaltsam mögen sie sein, aber der Lerneffekt ist gleich Null.

Chartanalyse macht es nicht besser

Wir hatten einleitend geschrieben, dass wir die Zukunft nicht kennen. Wenn wir einen Trade beginnen, wissen wir also nicht, ob der Trade funktioniert. Nun können wir versuchen, auf Basis der technischen Analyse den Chart zu analysieren. Beispielsweise in dem wir Trendlinien finden und erst dann kaufen, wenn der Kurs beispielsweise so eine Trendlinie erreicht.

Doch noch immer wissen wir nicht, ob der Trade dann ein Gewinner wird. Denn wir nutzen etwas, von dem wir nicht wissen, ob es überhaupt sinnvoll ist. Das gilt für jede Form der technischen Analyse. Für Charttechnik, für Candlestick Formationen, für Volume Trading oder für alle Indikatoren.

Damit ist auch die Analyse eines einzelnen Charts sinnlos. Sie erinnern sich an die Definition der Statistik und diesen Massenerscheinungen? Ein Chart ist auch beim besten Willen keine Masse. 10 Charts auch nicht. Und auch 100 Charts sind zu wenig für eine vernünftige Statistik. Und darüber hinaus ist ein Chart vielfach zu ungenau, um ihn exakt zu analysieren.

Datenserien funktionieren hingegen gut

Verbindet man die historischen Aktien Schlusskurse mit einer Linie, erhält man Liniencharts. Fügt man den Eröffnungskurs, das Tageshoch und das Tagestief hinzu, hat man Candlestick Charts oder Bar-Charts. 

Doch in jedem Fall sind Charts bloß grafisch aufbereitete Datenserien. Dies hat einzig den Grund, um die Kursbewegung auf einen Blick mit dem Auge besser zu erfassen.

Geht es gerade rauf oder runter in den letzten Wochen? Mit einer Kursliste tun wir uns schwer, das sofort zu erkennen. So kam man auf die Idee, diese Infos grafisch aufzubereiten. Denn ein Blick auf denn Chart verrät uns die gerade vorherrschende Tendenz. Doch das ist praktisch und unpraktisch zugleich.

Praktisch für einen groben Überblick. Unpraktisch für die Definition von Ein- und Ausstiegsregeln. Denn meist lässt ein Chart einen gewissen Interpretationsspielraum. Charts sind zu ungenau, um sie exakt zu analysieren. Dem einzelnen Chart fehlt sowieso jegliche Aussagekraft. Und tausende Charts über mehrere Dekaden kann ohnehin niemand täglich manuell analysieren.

Somit bleibt als einzig vernünftige Möglichkeit die Analyse der Datenserien selbst. Doch warum sollte man sich die Mühe machen, so eine Analyse überhaupt manuell zu machen? Heute erledigt der Computer diese Arbeit. 

Wenn ich wissen will, ob ich Apple besser Montag oder Freitag kaufe, werde ich vermutlich manuell auch eine Antwort auf diese Frage finden. Aber ich werde hunderttausendmal länger brauchen als wenn ich die Aufgabe einem Computer übertrage.

Datenserien sind also praktisch für die Analyse von Aktien und deren Verhalten. Charts sind das nicht, denn sie sind weder qualitativ noch quantitativ dafür geeignet.

Stabilität beim Trading

Gute Trading Systeme sind dann gut, wenn sie uns schöne Renditen bescheren. Wenn wir mit dieser Aussage bewusst schwammig bleiben wollen (was sind schöne Renditen?), werden wir in weiterer Folge etwas präziser. 

Gute Trading Systeme sind vor allem dann gut, wenn sie stabil sind. Oder anders gesagt, wenn man sich auf sie verlassen kann. Was gehörig zur Stabilität beiträgt ist die Tatsache, wie häufig solche Systeme traden. Wie viele Signale sie also bekommen.

Ein Trading System, das in den letzten 20 Jahre 50 Trades gemacht hat, also im Schnitt einen pro Monat, dem kann man weniger vertrauen als einem System, das 50 Trades pro Monat macht. 

Denn 1 Trade pro Jahr kann ein Zufallsprodukt sein. Und jeder besonders hohe Einzelgewinn oder Einzelverlust verfälscht bei so wenigen Trades das Ergebnis stark. Aus statistischer Sicht würde man sagen, man hat zu wenige Stichproben, um die Ergebnisse zu bewerten.

Bei 50 Trades pro Monat kann man wohl schwer von Zufall sprechen, wenn so ein System 20 Jahre lang gute Renditen erwirtschaftet. Und wenn bei dieser Menge an Trades einige Ausreißer dabei sind, werden diese das Gesamtergebnis deutlich weniger verfälschen als beim vorherigen Beispiel.

Wir sind noch immer in einem Beitrag über Mustertrades, aber um die ganze Tragweite zu verstehen, warum das Schwachsinn ist, müssen wir ausholen und beschreiben, wie richtiges Trading funktioniert. Nämlich nur auf statistischer Basis. Alles andere ist herumraten.

Und dann werden sie sehen, wie nutzlos Mustertrades sind. Sehen wir uns dazu einige Beispiele von Trading Systemen an.

Muster Trading Systeme statt Mustertrades

Dieses nachfolgende Trading System wurde in den letzten 22 Jahren auf den Aktien des S&P 100 Index gehandelt. Damit erzielen wir eine jährliche Rendite von 21,85% nach Kosten. Was wir aber noch sehen ist der Position Count von 5.556 Trades. Geteilt durch 22 Jahre sind das gerundet 253 Trades pro Jahr oder 21 pro Monat.

5.556 Trades sind schon eine ganze Menge und erfüllt damit den statistischen Grundgedanken: Massenerscheinung!

Sehen wir uns ein anderes Trading System an. Ebenso 22 Jahre lang im Rückblick.

Hier beträgt die Rendite nur noch 6,32% pro Jahr. Achten wir auf den Position Count: 2.254 Trades. Das sind nicht mal halb so viel wie vorhin. Es sind exakt 3.302 Trades weniger als bei der ersten Strategie. Und diese 3.302 sind unter anderem dafür verantwortlich, dass wir weniger Gewinn machen.

Anmerkung: es handelt sich in beiden Fällen um das exakt gleiche Trading System. Screenshot 1 verwendet ein S&P 100 Portfolio. Screenshot 2 die 30 Aktien des Dow Jones. Weniger Aktien führen zu weniger Trades und damit im Regelfall zu weniger Performance. Doch bei diesem Vergleich ist auch die Qualität des Systems auf den S&P 100 Aktien höher, wie ein Vergleich der Kennzahl „Avg. Profit %“ (Durchschnittlicher Profit je Trade) verrät. 0,83% Bild 1 gegen 0,63% Bild 2.

Beim zweiten System würden wir darüber hinaus die Stabilität als deutlich geringer beurteilen. Denn 2.254 Trades sind aufgerundet bloß 113 Trades pro Jahr und damit nur noch 9 Trades pro Monat. Das Eis wird also dünn und die Massenerscheinung und die statistische Relevanz schwinden.

Noch dünner wird das Eis bei der nächsten Strategie. Dieses mal ist es wirklich eine ganz andere Strategie, die wir wieder auf den S&P 100 Aktien anwenden.

Wir brauchen nicht darüber diskutieren, dass eine jährliche Rendite von 0,11% enttäuschend ist. Kein Wunder, wenn wir nur 14 Trades in 22 Jahren machen. Wo soll die Rendite denn herkommen, wenn wir so selten traden?

Und jetzt schicke ich einen der 14 Trades als Mustertrade zu diesem Webinar ein. Das wird ein Spaß…

Qualitativ ist dieses Trading System aber deutlich über die anderen beiden von vorhin zu stellen, denn pro Trade verdienen wir 1,79% (Avg Profit %). Doch das hilft uns herzlich wenig.

Damit konnten wir schön demonstrieren, wie Quantität und Qualität bei einem Trading System zusammenspielen. Und unsere Mustertrades werden damit immer obsoleter, denn wozu macht man sich die Mühe, einzelne Trades von tausenden manuell zu untersuchen?

Mustertrades und Charts haben einiges gemeinsam

Beide sind wenig hilfreich für ihr Trading. Denn in beiden Fällen werden Einzelereignisse betrachtet, die uns im Traden nicht weiterbringen. Sicher kann man Charts sinnvoll einsetzen. 

Beispielsweise um zu verstehen, was ein bestimmter Indikator „macht“, also wie er sich verhält. Oder um neue Ideen zu finden, die man dann mit Hilfe von Indikatoren abzubilden versucht, um sie in weiterer Folge backzutesten.

Aber weder mit dem Studium von Charts noch mit dem ansehen oder besprechen von Mustertrades, was ja letztlich fast das gleiche ist, werden sie lernen, wie man erfolgreich an der Börse handelt. Trading klappt, wenn man versteht, wie ein Trading System funktioniert, aus welchen Komponenten es besteht und am wichtigsten: wie diese Komponenten ineinander greifen.

Wir haben deshalb beim Thema Mustertrades etwas ausgeholt, um beispielsweise das Zusammenspiel aus Qualität und Quantität zu zeigen und nutzen dazu die Artikel Überschrift Mustertrades. Genauso hätten wir den Artikel aber auch „Charts“, „wie funktioniert Trading“ oder „was ist ein guter Entry“ nennen können. 

Alles wäre korrekt gewesen. Denn alle Themen hängen zusammen und es ist unmöglich, ein Thema zu erklären ohne andere zusammenhängende Themen zumindest zu streifen.

Wir hoffen, dass wir ihnen hier einen Einblick in professionelles Traden geben konnten, der ihnen wirklich weiterhilft. Hoffentlich verstehen sie nun, warum Mustertrades nicht dazu gehören. Was in jedem Fall dazu gehört ist ein Trading Basiswissen. Und dieses Basiswissen vermittelt unser kostenloser Basis Trading Kurs für den sie sich gerne hier anmelden können. Es lohnt sich!

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