- 1) Dienstag ist ein guter Tag
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Wo kommt diese Stärke des Dienstags her?
- 2.1) Variante 1 – Kauf am Dienstag zur Börseneröffnung/Verkauf am Mittwoch zur Börseneröffnung
- 2.2) Variante 2 – Kauf am Montag zum Börsenschluss/Verkauf am Mittwoch zur Börseneröffnung
- 2.3) Variante 3 – Kauf am Montag zum Börsenschluss/Verkauf am Dienstag zum Börsenschluss
- 2.4) Variante 4 – Kauf am Dienstag zur Börseneröffnung/Verkauf am Dienstag zum Börsenschluss
- 3) Die Testergebnisse
- 4) Die Auffälligkeiten
- 5) Fazit Turnaround Tuesday
- 6) In eigener Sache
Schon seit längerem wird immer wieder vom Turnaround Tuesday gesprochen. Mittlerweile hat dieses Phänomen eine enorme Popularität erreicht. Dabei geht es darum, dass der Markt – scheinbar – am Dienstag immer besonders gut läuft.
Dienstag ist ein guter Tag
In der Tat zählt der Dienstag zu den stärksten Wochentagen an den US Börsen, wobei auch Mittwochs und Donnerstags gute Tage sind. Hingegen sind der Montag und der Freitag eher schwach, wenngleich unter dem Strich die Märkte an diesen Tagen auch positive Renditen erwirtschaften.
Welcher Tag der Woche nun allgemein der Beste ist, das hängt natürlich auch von den untersuchten Aktien und deren Indexzugehörigkeit ab. Daher muss man mit pauschalen Aussagen vorsichtig sein, wenn es um den besten Tag der Woche geht.
Aber nun zurück zum Dienstag und seiner vermeintlich besonderen Stärke.
Wo kommt diese Stärke des Dienstags her?
Ist die wirklich gegeben oder anders gefragt: wo kommt diese Stärke her? Ist es nur die reine Handelszeit des Dienstag von der Börseneröffnung bis zum Börsenschluss oder spielen bereits die nächtlichen Kursbewegungen von Montag auf den Dienstag und vielleicht sogar von Dienstag auf Mittwoch zur nächsten Eröffnung eine Rolle?
Das wollten wir nun genauer untersuchen.
Dazu verwenden wir die aktuellen Aktien aus dem SP 100 und wählen einen Testzeitraum von 10 Jahren. Den ominösen Dienstag, den Turnaround Tuesday analysieren wir so auf vier verschiedene Arten, die wir nachfolgende zuerst kurz ansprechen.
Wir testen nachfolgend 4 Varianten. Und zwar nur den Dienstag (open bis close) und dann auch noch die Bewegungen der Tage davor und danach von bzw. auf den Dienstag. Damit können wir genauer feststellen, wo die Renditen wirklich “herkommen”.
Variante 1 – Kauf am Dienstag zur Börseneröffnung/Verkauf am Mittwoch zur Börseneröffnung
Hier sind wir also den ganzen Dienstag positioniert und verkaufen am nächsten Tag zur Eröffnung am Mittwoch. Damit nehmen wir die Übernacht-Bewegung vom Dienstag auf den Mittwoch noch mit.
Variante 2 – Kauf am Montag zum Börsenschluss/Verkauf am Mittwoch zur Börseneröffnung
Ähnlich wie bei Variante 1 verkaufen wir am Mittwoch zur Börseneröffnung. Doch wir kaufen schon früher, nämlich bereits am Montag zum Börsenschluss. Damit nehmen wir die Übernacht-Bewegung vom Montag auf den Dienstag ebenso noch mit und gleichzeitig nutzen wir auch noch die Übernacht-Bewegung vom Dienstag auf den Mittwoch.
Variante 3 – Kauf am Montag zum Börsenschluss/Verkauf am Dienstag zum Börsenschluss
Wie bei Variante 2 kaufen wir erneut am Montag zum Börsenschluss. Damit nehmen wir die Übernacht-Bewegung vom Montag auf den Dienstag mit. Nun verkaufen wir schon Dienstags zum Börsenschluss.
Variante 4 – Kauf am Dienstag zur Börseneröffnung/Verkauf am Dienstag zum Börsenschluss
Hier sind wir nur den ganzen Handelstag Dienstag positioniert. Das ist also die kürzeste aller vier Behaltedauern. Wir kaufen am Dienstag zur Börseneröffnung und verkaufen am Dienstag zum Börsenschluss.
Die Testergebnisse
Schauen wir nun was bei den 4 Tests rauskommt.
Dazu blicken wir auf die Grafik unterhalb und den Metrics Report unserer Analyse Software. Die wichtigsten Kennzahlen wurden dabei mit bunten Pfeilen markiert.
Der grüne Pfeil zeigt auf die Kennzahl APR, (anualized pertentage return) – also jährlicher Profit in Prozent. Der rote Pfeil zeigt auf die Kennzahl maximaler Drawdown (Wertverlust). Eine Kennzahl die im weiteren Sinne das Risiko anzeigt. Je höher also die APR desto besser, je niedriger der maximale Drawdown desto – ebenso – besser.
Hinweis: mit Mausklick Grafik vergrößern
Die Auffälligkeiten
Variante 4 – nur die reine Performance des Dienstags – schneidet bei beiden Kennzahlen mit Abstand am schlechtesten ab. Sowohl die Performance (APR) als auch der Drawdown sind am schlechtesten.
Variante 2 schneidet in Sachen Performance (APR) deutlich am besten ab. Hier sind wir aber schon vom Close des Montags bis zum Open am Mittwoch in den Trades drin.
In Sachen Drawdown sind die Varianten 1, 2 und 3 relativ ähnlich, daher werden wir diese Kennzahl nicht weiter besprechen.
Die Varianten 1 und 3 liegen in der Mitte der Testergebnissen bei der APR.
Interessant, oder?
Fazit Turnaround Tuesday
Der Turnaround Tuesday ist also nur dann stark, wenn man zumindest eine weitere Nacht mitnimmt. Und zwar entweder davor oder danach. Am besten ist es überhaupt, wenn man beide Nächte davor und danach mitnimmt, was aber wirkliche Trading Experten nicht besonders überrascht.
Denn sehr viel der Performance des Marktes kommt von den sogenannten Übernacht-Bewegungen. Also ironischerweise von jenen Dingen, vor denen sich die Daytrader fürchten (dem Übernacht-Risiko). Man kann sich sprichwörtlich auch zu Tode fürchten…
Vielleicht (oder mit Sicherheit) würde es bei anderen Aktien Portfolios wie dem Dow30, dem Nasdaq oder dem SP 500 anders mit dem Turnaround Tuesday aussehen. Aber das ist nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass man die Märkte genau verstehen muss, wenn man Profite machen will.
Und es zeigt auch, dass man genau überlegen muss, was eine Aussage wie „Turnaround Tuesday“ überhaupt bedeutet, auch wenn sie grundsätzlich zutreffend ist. Ist es nur der reine Handelstag am Dienstag, von dem die Gewinne kommen oder spielt auch die Entwicklung von Montag Nacht auf den Dienstag oder sogar auf den Mittwoch eine entscheidende Rolle?
Bei dieser Analyse haben wir gesehen, dass der Dienstag alleine nicht viel ausrichtet ohne die anderen Handelstage mitzunehmen. Und wir haben gesehen, dass man die Märkte verstehen muss und vorsichtig sein muss mit allgemeinen Aussagen. Das mit dem Verstehen klappt aber nur wenn man analytisch herangeht. So findet man relativ rasch und vor allem faktenbasiert heraus, ob eine Trading Strategie eine gute Trading Strategie ist.
Der Turnaround Tuesday an sich ist ohne Unterstützung des Montags und Mittwochs zahnlos und damit zumindest teilweise ein weiteres Phänomen der Rubrik „Börsenmärchen“, wie wir hier eindrucksvoll beweisen konnten.
In eigener Sache
Wenn auch du lernen willst, wie man solche Analysen selbst macht, beispielsweise wo man die besten Stops setzt, wie gut Kursziele funktionieren oder ob man von bereits angekündigten Aktien Splits noch nachträglich profitieren kann, dann kannst du dich gerne für unser kostenloses Trader Startpaket anmelden.
Den Link dazu bzw. das Anmelde Formular findest du unterhalb.
Dort zeigen wir dir unter anderem, wie man Handelssysteme von der Pike auf schrittweise entwickelt und was man mit solchen Analysen sonst noch alles anstellen kann.
Darüber hinaus ist in diesem Startpaket ein kostenloser Online Basis Trading Kurs und eine Case Study zur Frage der richtigen Stopsetzung mit dabei. Also das klingt doch gut, oder?
Viel Erfolg, Thomas Vittner